Ihr Lieben,
diesen Rundbrief möchten wir nun ganz besonders unseren Kindern widmen. Sie bereiten uns nach wie vor viel Freude, obwohl manchmal auch ein wenig Sorgen damit verbunden sind, ganz nach dem Motto: „Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen“. Die verantwortungsvolle Erziehung von so vielen Kindern ist sicherlich nicht leicht. Trotzdem überwiegt immer wieder das Positive in unserer täglichen Arbeit. Über die Sorgen werden wir heute nicht sprechen.
Unsere Kinder
Nun sind es immerhin 31 Kinder, für die wir Verantwortung tragen. Seit unserem letzten Rundbrief wurde ein Kind adoptiert. Die Altersspanne liegt von einem bis zu 11 Jahren. Wie bereits öfters erwähnt, wird unser Heim für ca. 50 bis 60 Kinder ausgelegt sein, wobei wir vom Alter her bis zum 18. Lebensjahr gehen. Insgesamt besuchen 11 unserer Kinder unsere englischsprachige Grundschule.
Unsere Schulkinder können bereits eine ordentliche Unterhaltung in Englisch führen, was in Tansania eher ungewöhnlich ist. Auch unsere jüngsten Vorschulkinder verstehen etwas Englisch.
Taschengeld
Seit August haben wir damit begonnen, unseren eigenen Schulkindern monatlich ein kleines Taschengeld von umgerechnet 1,50 Euro zu geben. Sie können sich für einen geringen Betrag zum Beispiel ein zusätzliches Kleid, Schuhe, Buntstifte, Schaufeln für ihre Gartenarbeit, auf die wir noch zu sprechen kommen, ein neues Lineal für die Schule oder andere Kleinigkeiten kaufen. Das Taschengeld dient vor allem dazu, den Kindern frühzeitig den gesunden Umgang mit Geld zu vermitteln und sie anzuhalten, die Sachen, die sie besitzen, wertzuschätzen sowie Verantwortung für ihr Eigentum zu übernehmen.
Es ist Brauch vieler Kirchen, Gott den zehnten Teil des Einkommens zu geben. Gott hat ganz besonderen Segen daraufgelegt und er verspricht, dass wir dadurch keinen Verlust erleiden werden:
„Bringt den Zehnten und stellt mich auf die Probe, ob ich dann nicht die Schleusen des Himmels öffnen und euch mit Segen überschütten werde.“ (Maleachi 3:10). Damit unsere Kinder nicht nur an sich selbst denken, sondern dazu bereit sind, von dem, was sie erhalten, einen Teil abzugeben, haben wir begonnen, ihnen das Prinzip des Zehnten-Gebens beizubringen.
Eines unserer Kinder kam zu uns um zu fragen, ob es eine Banknote (im Wert von 2.000 TSH = weniger als 1 Euro) zerschneiden sollte, um einen kleinen Teil davon als Zehnten zu geben. Wir haben die Banknote natürlich gerne in Münzen gewechselt.
Ein anderes Kind wollte ein Projekt der Kirche unterstützen und bat uns, ob wir ihm eine kleine, wild gewachsene Mangopflanze, die es gefunden hatte, abkaufen könnten. Wir stimmten zu, wonach es schnurstracks zum Pastor lief und ihm das Geld in die Hand drückte. Eines der Kinder fragte, ob es denn auch den Kleineren etwas von seinem Taschengeld abgeben dürfte – was wir natürlich fröhlich bejahten. Im ersten Monat, nachdem sie ihr Taschengeld erhielten, wollte eines der Kinder unser Fernglas kaufen. Da wir nicht vorhatten, das Fernglas zu verkaufen, nannte ich einen Preis, der so hoch angesetzt war, dass es unmöglich sein würde es zu kaufen. Ich verlangte einhunderttausend Tansanische Schillinge (100,000 TSH = ca. 40 Euro). Prompt sagte mir Amalo*, dass er das Geld dafür bereits hätte. Natürlich war ich sehr erstaunt über seine Antwort, bis er mir erneut versicherte, dass er einhundert und tausend Schilling (also 1.100 TSH) besäße.
Vegetarische Ernährung
Unsere Kinder werden aus gesundheitlichen Gründen vegetarisch ernährt. Als sie davon erfuhren, dass es Personen gibt, die der Meinung sind, dass man Fleisch essen müsse, sagten sie: „Wie kann man denn Tiere essen, das ist ja schrecklich, wir lieben die Tiere so sehr“. Daraufhin hatten sie einige sehr kreative Ideen:
- Wir werden das Fleisch einfach auf den Boden fallen lassen, dann kann man es nicht mehr essen.
- Wir gehen auf die Toilette und spucken es wieder aus.
- Wir ziehen uns die Hosen mit den größten Taschen an, stecken es
- in die Hosentasche und geben es anschließend den Katzen.
- Wir streuen so viel Salz darauf, dass es ungenießbar wird.
- Außerdem müssen wir unbedingt dafür beten, dass die anderen Kinder in unserer Schule kein Fleisch essen.
Gartenarbeit
Unsere Schulkinder haben öfters im Garten geholfen. Sie liebten ihre kleinen Aufgaben und baten uns um ein eigenes Stück Land. So fingen wir eines Sonntags gemeinsam mit den Kindern an, ein Stück Garten direkt vor ihrem Heim umzugraben, einen Zaun gegen die gefräßigen Gänse und Hühner zu ziehen und jedem Kind ein Stück von ca. vier Quadratmetern zuzuteilen. Anschließend bekamen sie Samen und Pflanzen: Sonnenblumen, Tomaten, Bohnen, Bananenstauden, schnell wachsende Papayabäumchen, Mais, usw... . Ihre Aufgabe bestand darin, für ihren Garten selber zu sorgen, indem sie morgens und abends regelmäßig gießen und aufpassen mussten, dass kein Ungeziefer Einzug hält. Gegen Ungeziefer helfen wir ihnen, indem wir die Pflanzen mit ein wenig verdünntem Neem-Öl (ein vollkommen natürliches Pestizid) behandeln.
Nach ein paar Wochen und fleißigem Gießen sieht man jetzt bereits die ersten Erfolge. Die Sonnenblumen blühen und die ersten Tomaten werden langsam reif.
Die Kinder können selber entscheiden, ob sie ihren Ertrag an die Küche geben oder selber genießen möchten. Zwei besonders geschäftstüchtige Kinder haben uns bereits nach einem größeren Stück Garten gebeten, damit sie noch mehr Papayabäume pflanzen können. Sie möchten ihr Taschengeld gerne aufbessern und ihre Papayas dann an die Küche verkaufen. Ein anderes Kind hat entschieden, den Ertrag an arme Familien im Dorf zu geben.
Klavier-, Flöten- und Nähunterricht
Seit kurzem besitzen wir ein Yamaha Keyboard. Eine unserer Betreuerinnen ist Klavierlehrerin, wodurch wir einigen Kindern die Möglichkeit geben, regelmäßigen Klavierunterricht zu nehmen. Der Anfang ist nicht ganz so leicht, aber sie machen durchaus Fortschritte.
Zwei unserer Jungs wollten gerne ihre eigenen Blockflöten besitzen, um regelmäßig üben zu können. Wir haben ihnen die Instrumente für einen kleinen Beitrag ihres Taschengelds gerne „verkauft“.
Unsere älteren Mädchen haben kürzlich damit begonnen, Nähunterricht zu nehmen. Die Näherin aus dem Dorf war bereit, sie zu unterrichten. So wurden bereits die ersten Puppenkleider und Röcke fertiggestellt. Sie haben viel Freude am Nähen. Als nächstes werden wir ihnen beibringen, wie man mit einer mechanischen Nähmaschine umgeht.
Krankenbesuche
Jeden Samstagnachmittag besuchen wir bedürftige Familien in der Umgebung. Am letzten Samstag (Sabbatnachmittag) kamen wir zum Nachbarn einer unserer Betreuerinnen. Vor ein paar Wochen wurde er bewusstlos und geriet dabei mit seinem rechten Bein in das offene Feuer seiner Kochstelle.Sein Unterschenkel wies eine große Brandwunde auf. Ein paar Tage vor unserem Besuch wurde er
aus dem Krankenhaus entlassen, denn die Ärzte meinten, man könne nichts mehr für ihn tun. Das Bein sah erschreckend aus. Die Wunde war bis auf den Knochen offen und vereitert. Unsere Kinder waren bei diesem Anblick sehr bewegt. Wir versorgten das Bein mit antibakterieller Creme und legten einen sterilen Verband an Unsere Kinder beten für den Kranken und begleiten uns täglich, um zu sehen, wie es dem Patienten geht.. Selbst nach kurzer Zeit können wir bereits Fortschritte erkennen. Wir hoffen und beten weiterhin, dass die Wunde gut verheilt.
Eine Woche zuvor besuchten wir gemeinsam mit den Kindern die Familie eines ihrer Schulfreunde. Der Vater kam ohne Beine auf die Welt und die kleine Schwester des Jungen ist auch schwerbehindert. Die Mutter hat alle Hände voll zu tun, um für ihre Lieben zu sorgen. Der Junge darf unsere Grundschule aufgrund der schwierigen Familienumstände kostenlos besuchen.
Durch die Besuche bei bedürftigen Familien lernen die Kinder die praktische Umsetzung christlicher Nächstenliebe. Obwohl sie Waisenkinder sind, geht es ihnen im Vergleich zu vielen Familien im Dorf um einiges besser.
Weshalb starb Jesus
Unsere Kinder werden, wie bereits erwähnt, nach christlichen Prinzipien der Nächstenliebe und Fürsorge für andere Menschen erzogen. Dazu gehören auch regelmäßige Morgen- und Abendandachten. Besonders das Singen von Liedern macht ihnen sehr viel Freude. Sie haben inzwischen über 30 Lieder mit mehr als einer Strophe auswendig gelernt. Meistens wiederholen wir nach der Andacht den wichtigsten Teil des jeweiligen Themas, indem wir ihnen einige Fragen stellen. Auf die Frage, weshalb Christus für uns gestorben ist, kam die erstaunliche Antwort: „Damit die Menschen wieder mit ihren Ehefrauen kommunizieren können.“ Da gab es sicherlich ein kleines Missverständnis.
Tag und Nacht
Um ihre Deutschkenntnisse zu vertiefen, zeigen wir den Kindern öfters ausgewählte, einfach verständliche YouTube Videos aus Natur und Wissenschaft. So haben wir vor kurzem eine „Sendung mit der Maus“ über unser Solarsystem angeschaut. Sie sollten lernen, dass es Tag und Nacht deshalb gibt, weil die Erde sich um ihre eigene Achse dreht. Auf meine abschließende Frage, wieso es Tag und Nacht gibt, gab es dann die aufschlussreiche Antwort: „Damit wir nachts schlafen und tagsüber arbeiten können.“
Bauliche Massnahmen
Unser Erdkeller auf der Farm ist so gut wie fertiggestellt.
Der Abriss der Wände, des Solarfeldes und des restlichen Dachs unserer Schule und Gemeinde, die im Februar durch einen Brand zerstört wurde, ist abgeschlossen. Wir beginnen in Kürze damit, die Wände neu zu errichten.
Das Fundament der neuen Mensa mit den Abwasserleitungen und entsprechenden Sickergruben ist gelegt. Als nächstes wird die Bodenplatte gegossen. Anschließend geht es mit dem Rohbau weiter. Das Schwierigste wird die Dachkonstruktion sein.
Wir erhalten derzeit aktive Unterstützung von deutschen Fachleuten für den Aufbau einer Feuerlöschanlage.
Sonstiges
In den kommenden Wochen fliegt unsere Heimleiterin Jackline John nach Europa, um dort eine neue kostenlose Beinprothese zu erhalten – wir hatten bereits im letzten Rundbrief darüber berichtet. Es war nicht ganz so einfach, das Visum für sie zu besorgen. Unsere deutsche Botschafterin hat uns dankenswerterweise unterstützt.
Wir möchten uns erneut für Eure fortwährende Hilfe bedanken. Besonders jenen, die für den Wiederaufbau der Gemeinde/Schule gespendet haben, sei ein herzlicher Dank ausgesprochen.
Ohne euch ist es nicht möglich, unseren Kindern eine hoffnungsvolle Zukunft zu ermöglichen.
Besten Dank!
Mit lieben Grüßen und Segenswünschen
Spenden
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Wir hoffen, dass unser Verein in Österreich bald steuerlich anerkannte Spendenquittungen ausstellen kann.
Spendenbescheinigungen werden für das jeweils abgelaufene Jahr zu Beginn des Folgejahres versandt.
Für den Versand einer Spendenbescheinigung bitte unbedingt Adresse und eventuelle Adressänderungen angeben.